Die 1200 qkm grosse norwegische Inselgruppe der Lofoten, die rund 100 bis 250 km nördlich des Polarkreises liegt, macht eines unmissverständlich klar: Hier geht es um Natur in ihren spektakulärsten Erscheinungsformen: Da ist die Lofotenwand, eine bizarr geformte Bergkette, die bis zu 1000 m hoch aus dem Atlantik ragt, Wasserfälle, die an senkrechten Wänden hinabstürzen, grüne Täler, tief eingeschnittene Fjorde, vorgelagerte Schären, pittoreske Fischerdörfer und weisse, fast karibisch anmutende Strände. Kein Wunder kürte das «National Geographic Traveller» Magazin die Lofoten 2007 zu den drei schönsten Inselreisezielen unseres Planeten. Neben den grossartigen Naturerlebnissen kommt aber auch das Kulturelle nicht zu kurz, gehören doch die Lofoten zu den Regionen des Nordens, die schon am längsten bewohnt sind.
Unterwegs auf den Lofoten - ein Reisebericht
Die Lofoten entdeckt man am besten mit dem Mietwagen. Der Hauptort Svolvaer ist ein guter Ausgangspunkt. Hier findet man viele Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten, gute Restaurants und Cafés, Galerien, einen geschäftigen Naturhafen und gleich beim Anleger der Hurtigruten-Schiffe die COOLSTE Attraktion der Stadt: MAGIC ICE, Norwegens erste Galerie und Bar, die vollständig (inkl. Tische und Gläser) aus Eis besteht.
Auf einem kleinen Rundgang kann man die mystisch beleuchteten und akustisch unterlegten Eisskulpturen bewundern und an der Bar einen feinen Drink geniessen. Damit man bei den kalten Temperaturen nicht frieren muss, wird man am Eingang mit einem warmen Mantel ausgerüstet. Jeden Abend legt zwischen 18.30 h und 22.00 h fahrplanmässig ein Schiff der Hurtigruten am Kai an. Bei Interesse kann man die Schiffe während dieser Liegedauer kostenlosen besichtigen.
Von Svolvaer aus können diverse interessante Ausflüge gemacht werden, z. B. per Schiff in den berühmten Trollfjord, auch ein Besuch des Lofotmuseet oder Lofotakvariet in Kabelvag ist lohnend.
Der pittoreske Fischerort Henningsvaer, der sich über mehrere Inseln/Schären verteilt, ist ein guter Etappenort für 2-3 Nächte.
Ich empfehle im dortigen Rorbuer zu übernachten. Rorbuer sind ehemalige Wohnstätten für Fischer, die für die Fischereisaison von weit her auf die Lofoten kamen (ror = Ruderer / bu = Wohnstätte). Es sind meist rot oder gelb gestrichene Holzhäuser, z. T. auf Pfählen ins Wasser gebaut und heute zu komfortablen Unterkünften umfunktioniert. Henningsvaer erkundet man am besten zu Fuss, denn die Dorfgassen sind schmal. Auf Bohlenstegen umrundet man den Hafen und es gibt immer wieder Gelegenheit für Besichtigungen und um sich zu verpflegen. In der Galleri Lofotens Hus findet sich mit der Galleri Harr die umfangreichste Kunstsammlung in Nordnorwegen. Auch die Engelskmannsbrygga ist einen Besuch wert, hier befindet sich eine Keramikwerkstatt, eine Glasbläserei und eine Fotogalerie. Wenn sich dann der Hunger meldet, setzt man sich auf die Terrasse des „Fiskekroge“, wo so richtig geschlemmt werden darf. Last but not least ist der spektakuläre Fussballplatz von Henningsvaer, der von Wasser, Fels und Stockfischgestellen umgeben ist, natürlich auch noch einen Fotostopp wert.
Henningsvaer ist auch ein guter Ausgangspunkt für Bootstouren und Ausflüge. Das Henningsvaer Rorbuer organisiert z. B. Seeadlersafaris mit einem Zodiac, eine grossartige Bootstour durch die Schären und Inseln in den Gewässern vor Henningsvaer, mit der Möglichkeit Seeadler und Robben zu beobachten. Oder wie wäre es mit einer Wanderung auf den Glomtinden? Die einstündige Wanderung auf guten Wegen auf den Felsbalkon etwas unterhalb des Gipfels, belohnt mit einem fantastischen Panorama.
Auf dem Rückweg bietet sich dann ein Stopp am karibisch anmutenden weissen, halbmondförmigen Strand in der geschützten Bucht Rorvika an.
Auf dem Weg in den südlichen Teil der Lofoten lohnt sich ein Abstecher zum 2 km langen und bis 300 m breiten, weissen Haukland-Strand, der von bemoosten Steilwänden und grünen, saftigen Wiesen umgeben ist.
In Borge sollte man unbedingt das Lofotr Vikingmuseum besuchen. Hier stiess man bei Ausgrabungen auf das grösste Gebäude der Wikingerzeit, das je in Skandinavien gefunden wurde. Seit 1996 thront nun der originalgetreue, mit Holzschindeln gedeckte Nachbau dieses 83 m langen und 9 m hohen Wikinger Langhauses. Das Langhaus ist innen ebenso authentisch gestaltet wie aussen. Es ist ein Erlebnismuseum, wo man das Leben der Wikinger, hautnah miterleben kann. Ein grosser Teil des Museums ist im Freien. Es gibt sogar Rundfahrten auf dem originalgetreuen Nachbau des Gokstadschiffes.
Als Basis für die Erkundung der südlichen Lofoten bieten sich die malerischen Fischerorte Hamnoy oder Reine an. Wir haben 3 Nächte im schönen Eliassen Rorbuer in Hamnoy übernachtet. Hamnoy mit seinen roten und ockerfarbenen Holzhäusern rings um das natürliche Hafenbecken liegt vor einer dramatischen Bergkulisse an der Mündung des weitverzweigten Kjerkfjordes in den Vestfjord.
Die Bewohner von Hamnoy leben traditionsverbunden und wenn die Fischer mit ihrem Fang heimkommen, kann man bei der Verarbeitung des Fangs zuschauen. Auch finden sich überall die traditionellen Holzgestelle mit dem Stockfisch, dem getrockneten Kabeljau. Der Kabeljau bildet seit mehr als 1000 Jahren das wirtschaftliche Rückgrat des Archipels und ist auch heute noch eine wichtige Existenzgrundlage der Inselbewohner. Grösster Abnehmer ist nach wie vor Italien.
Etwas südlich von Hamnoy liegt Reine. Von hier legt auch die MS Fjordskyss zu einer traumhaften Route über den Reine- und Kjerkfjord ab.
Ganz im Süden liegt das Dorf A mit dem interessanten Norsk Fiskevaersmuseet (Norwegisches Fischerdorfmuseum). Die 23 Gebäude aus dem 19 Jhd. stehen unter Denkmalschutz und können besichtigt werden. Es gibt z. B. eine Bäckerei, einen Kaufladen, eine Schmiede, eine Trankocherei, ein Bootsschuppen und vieles mehr. Daneben befindet sich das einzigartige Lofoten Torrfisk Museum. In einem alten Lagerhaus wird spannend über die Produktion und den Verkauf von Stockfisch berichtet.
Nusfjord ist idyllisch am gleichnamigen Fjord gelegen. Das Dorf ist praktisch ein grosses Museum und gehört heute einem Tourismus-Multi. Wenn man nicht im Ort übernachtet, bezahlt man beim Dorfeingang einen Obolus. Spannend ist ein Besuch des originalgetreuen Kolonialwarenladens, man kann Kajaks und Fahrräder mieten oder eine kleine Wanderung mit schönen Ausblicken geniessen.
Die Lofoten erreicht man mit dem Flugzeug z. B. mit Direktflügen der Fluggesellschaft Wideroe von Oslo nach Svolvaer. Es gibt diverse Fährverbindungen vom norwegischen Festland und auch die Hurtigrute legt auf den Lofoten an (Svolvaer / Stamsund). 2007 wurde ausserdem die „LOFAST“, die 53 km lange Festlandverbindung fertiggestellt, so dass man auch per Bus und Mietwagen einfach auf den Archipel fahren kann. Die Lofoten lassen sich also sehr gut in eine Rundreise einbauen.
Unser 2wöchiger Reiseplan sah wie folgt aus: Wir flogen nach Oslo, wo wir die ersten 2 Nächte verbrachten. Ein Inlandflug brachte uns dann nach Svolvaer. Dort nahmen wir unseren Mietwagen entgegen und verbrachten die nächsten 6 Nächte auf den Lofoten. Danach ging es nordwärts für 3 Nächte auf die Vesteralen und weiter mit der Autofähre auf die Insel Senja (1 Nacht). Über die 1150 m lange Gisund Brücke erreichten wir das Festland und fuhren für die letzten 2 Nächte nach Tromsö. In Tromsö retournierten wir unseren Mietwagen und flogen via Oslo zurück nach Zürich.
Allgemeine Informationen und Fakten zu den Lofoten:
Die wichtigsten Inseln des Archipels sind (von Nordost nach Südwest) Austvagoya, Gimsoya, Vestvagoya, Flakstadoya und Moskenesoya, die mittlerweile alle durch Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind. Hauptort der Lofoten ist Svolvaer mit ca. 4500 Einwohnern. Auf dem gesamten Archipel leben ca. 24000 Menschen. Die nördlichen Ausläufer des Golfstroms sorgen in dieser arktischen Region für ein relativ mildes Klima. Von Juni bis August gibt es immer wieder schöne Sommertage mit Temperaturen bis 25 Grad. Die Durchschnittstemperatur liegt im Sommer bei 13 Grad. Das Wetter wechselt schnell und starke Temperaturschwankungen sind jederzeit möglich. Es gehören also auch im Sommer warme Kleidung sowie ein Regenschutz ins Reisegepäck.
Die Lofoten sind ein Paradies für Naturfreunde, Sportbegeisterte und Abenteuerlustige. Wandern, alpines Klettern, Radfahren, Kajakfahren, Tauchen, Angeln, Reiten, Golf, Walsafaris, Vogeltouren, Mitternachtssonne, Polarlicht…, den Möglichkeiten, die sich hier auf kleinem Raum bieten, sind fast keine Grenzen gesetzt.